Liebe Freunde,
seit unserer letzten Mitteilung (vom 17. Juni 2018), die hinsichtlich der Verhandlungen mit der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (UAW) noch gewisse Illusionen hegte, hat sich die Situation des Lukács Archivs nicht verbessert: Es ist geschlossen, die Manuskripte und Lukács‘ Bücher sind nicht mehr im Archiv, die versprochene Renovierung der Wohnung hat noch nicht begonnen – selbst das Versprechen, sie soll renoviert werden, scheint nicht mehr zu gelten (s. unten). Die Lage hat sich eher noch verschlechtert, da selbst der Träger des Archivs und Eigentümer des Lukács Nachlasses, die UAW ins Visier der Angriffe der Regierung geraten ist: Einer ganzen Reihe ihrer zuvor relativ autonomen Institute droht die Liquidation. Deswegen ist vollkommen unsicher geworden, wann wieder – ob überhaupt – sinnvolle Verhandlungen über das Archiv geführt werden können.
Auch wenn heute niemand mehr daran glaubt, dass die Schließung des Archivs die Angriffe auf die Akademie beenden könnte, kann von der UAW nicht erwartet werden, dass sie auch für uns akzeptable Schritte zur Klärung der Situation des Archivs einleiten wird. Allerdings hat der Generaldirektor der Bibliothek der UAW, der in Sachen Georg-Lukács-Archiv ersichtlich Vollmacht hat, im Februar d. J. Vertreter unserer Stiftung zu einer Besprechung eingeladen, wo er die Wiedereröffnung des Archivs, und zwar als wissenschaftlicher Werkstatt versprach, und sogar eine Art Renovierung und technische Modernisierung von Lukács‘ Wohnung in Aussicht stellte – doch vor einigen Wochen benachrichtigte er brieflich die Stiftung darüber, dass die Führung der UAW der mehrfach angekündigten Renovierung ihre Einwilligung entzog. Die Vorsitzende der Stiftung nahm diese Entscheidung zur Kenntnis, und bat den Generaldirektor, sie „zu informieren, wann es zu erwarten sei, dass die Bedingungen der Wiedereröffnung sich erfüllen“, und berief sich dabei auf die erwähnte Besprechung. Was seitens des Generaldirektors der Bibliothek der UAW als unbefugte Einmischung in etwas interpretiert wurde, was die Bibliothek als ihre private Angelegenheit betrachtet, und er schloss seinen Brief mit der Zurechtweisung, die Stiftung solle „in aller Ruhe die Begebenheiten abwarten. In dem Moment, wo wir mit der Arbeit ins Sticken geraten, und sie zur Hilfe benötigen, werden wir uns melden“.
Spürbar sieht es für das Archiv trüb aus: Wir waren gezwungen (nicht das erste Mal) zu konstatieren, dass, auch wenn die Stiftung den Kontakt zur Akademie nicht abbrechen möchte/kann, die Verhandlungen trotz der Versprechen gescheitert sind. Selbstverständlich gibt die Stiftung ihr grundlegendes Ziel (die Wiedereröffnung des Georg-Lukács-Archivs in seiner ursprünglichen Form) nicht auf, doch wir wollen nicht weiter warten: unter diesen Umständen scheint es uns nur noch wichtiger zu sein, Lukacs-Texte und Schriften über Lukács zu veröffentlichen, Forschungsprojekte anzustoßen, eine Forschungsgemeinschaft zu etablieren. (Zu den geplanten Veröffentlichungen s. den Anhang.)
Angesichts der gegen das Georg-Lukács-Archiv, doch neuerdings unverblümt auch gegen die Freiheit der Forschung schlechthin gerichteten Angriffe – die nun auch die UAW selbst betreffen –, müssen wir ohne den traditionellen institutionellen Hintergrund den Versuch machen, Forschungen in Sachen Lukács zu inspirieren und fördern. Daher möchten wir uns mit der Bitte an die Freunde der Internationalen Stiftung Lukács-Archiv (ISLA) wenden, an die Organisationen und Privatpersonen, die neben ihrer Solidarität auch den Wunsch bekundet haben, unsere Arbeit finanziell zu unterstützen, zur Arbeit der Stiftung, zur Realisierung unserer Pläne beizutragen. Über Eingang und Verwendung der Gelder, über Projekte und Ergebnisse können sich jene, die sich für unsere Programme interessieren, auf der Webseite der Stiftung (www.lana.info.hu) informieren.
Unterstützung
Mit Bankkarte, via PayPal
Banküberweisung:
Kontobesitzer: Lukács Archívum Nemzetközi Alapítvány
IBAN (Account #): HU90 1070 0691 6987 0820 5110 0005
SWIFT Code: CIBHHUHB
Bank: CIB BANK
Budapest, 23. Mai 2019.
Ihre Antwort und Unterstützung im Voraus bedankend
im Namen des Kuratoriums der ISLA,
Ágnes Erdélyi
Vorsitzende