Ladislaus Rudas
Die Klassenbewusstseinstheorie von Lukács (II.)[1],[2]
(Fortsetzung und Schluss)
4. Eine Wahlverwandtschaft
In zwei Hinsichten kann man, wie wir gesehen haben, dem Gen. L. eine große Konsequenz nicht abstreiten: erstens in Hinsicht der Inkonsequenz, mit der aus materialistischen Voraussetzungen Marx’ idealistische Schlüsse zieht; zweitens, was bei einem Schriftsteller, dessen Haupteigenschaft die Inkonsequenz ist, nicht zu erwarten wäre, in Hinsicht der Beharrlichkeit, mit der er seinen idealistischen Voraussetzungen treu bleibt, aus denen er nie materialistische, sondern immer unverfälschte idealistische, agnostizistische, mystische Schlüsse zieht.
Er, der an einigen Stellen seines Buches von der notwendigen Begriffsmythologie der bürgerlichen Soziologen spricht, missachtet diese seine eigene Warnung und ist selbst nichts anderes als ein Begriffsmythologe, wie wir das oben bei seinem Begriff des Klassenbewusstseins konstatierten und auf Schritt und Tritt seines Buches konstatieren können. Diese Begriffsmythologie ist aber unvermeidlich bei idealistischen Voraussetzungen, ist doch der ganze Idealismus in Grunde genommen nichts anderes als eine Mythologie, nicht umsonst ist er wahlverwandt mit der Religion.
Die allgemeine idealistische Voraussetzung des Gen. L. ist die, dass er einen Gegensatz konstruiert zwischen Natur und Geschichte, einen Gegensatz, der nicht da ist und nicht da sein kann. Das haben wir konstatiert bei seiner Annahme, dass die Dialektik nur in der Gesellschaft, nicht aber in der Natur Geltung habe. Und alle seine weiteren Folgerungen fließen aus dieser seiner Grundvoraussetzung. Der von ihm konstruierte Gegensatz zwischen Natur und Gesellschaft treibt ihn weiter: er ist genötigt, einen weiteren Gegensatz zu konstruieren zwischen dem gewöhnlichen Menschen, so wie er leibt und lebt und im alltäglichen Leben sich benimmt, und dem „geschichtlichen“, „geschichtlich bedeutsam handelnden“ Menschen. Dann zwischen dem alltäglichen, gewöhnlichen Bewusstsein und dem „(zugerechneten) Klassenbewusstsein“ usw.
Dass die idealistische Grundauffassung eines Denkers nicht auf die Grundlagen seiner Theorie beschränkt bleiben kann, das ist ohne weiteres klar. Man kann nicht Idealist sein in den Grundlagen und Materialist in den Konsequenzen, Man kann sich einbilden, man sei Materialist: in Wirklichkeit ist man Idealist. Dass L.s Theorie des Klassenbewusstseins eine idealistische Theorie ist, ist aus dem Obengesagten, wie ich glaube, klar und wird sich aus den Konsequenzen, die L. aus ihr zieht und die wir sofort in Augenschein nehmen werden, noch klarer zeigen, Vorerst will ich aber die Theorie L.s der Theorie eines andern „Marxisten“ gegenüberstellen, der „Theorie“ eines „Marxisten“, von dem er selbst anerkennen wird, dass er nur ein „Marxist“, ein Quasi-Marxist, ein Schein-Marxist ist. Dieser „Marxist“, dieser Verfälscher und Verwässerer des Marxismus ist aber der Neukantianer Max Adler. Dieser sagt:
„Allerdings handelt es sich hier (bei dem bürgerlich-liberalen Marxüberwinder Kelsen, gegen den M. Adler polemisiert – L. R.) um ein geradezu typisches Missverständnis dieser Theorie (nämlich des historischen Materialismus – L. R.), hervorgerufen durch ihre Bezeichnung als »materialistische« Geschichtsauffassung und durch ihre Tendenz, auch die gesellschaftliche Entwicklung als naturnotwendig aufzuzeigen. Immer wieder wird dabei übersehen, dass sowohl Marx wie Engels auf das schärfste ihren Materialismus von dem naturwissenschaftlichen, ihre „Natur“ von der bewusst- und willenlosen Natur der physikalisch-chemischen Vorgänge unterschieden haben. Die Natur, von der Marx und Engels sprechen, ist die gesellschaftliche Natur des Menschen, d. h. also die menschliche Natur, wie sie nur in vergesellschafteter Form möglich ist, die Natur der Vergesellschaftung. Und damit ist ein für alle mal menschliches Wollen und Streben, denkendes, zweckmäßiges und sittliches Urteilen in der eigenartigen Verbundenheit der Vergesellschaftung als ein integrierender Bestandteil dieser Natur gesetzt. Ja, die gesellschaftliche Natur besteht überhaupt nur in diesem tätig werdenden Verhalten vergesellschafteter Menschen.“ (Max Adler: Die Staatsauffassung des Marxismus, S. 19.)
Wie bei L. so auch bei Adler: es wird ein Gegensatz konstruiert zwischen Natur und „Natur“. Man leugnet einfach ab, was jeder weiß, der in Marx und Engels nur hineingeguckt hat, dass Marx und Engels ihre Theorie als naturwissenschaftliche Theorie bezeichneten, dass sie Natur und Gesellschaft nicht entzweigerissen haben, und konstruiert einen künstlichen Gegensatz, indem man die Gesellschaft gegenüber der Natur als „Natur“ bezeichnet. Max Adler und Lukács, die neuen Idealisten, verfahren nicht anders, als die alten Neuhegelianer verfuhren, gegen die Marx und Engels gekämpft und denen sie dasselbe vorgeworfen haben, was man diesem vorwerfen kann:
„Aus der Geschichte wird die Beziehung zwischen den Menschen und der Natur ausgeschlossen, infolgedessen ein Gegensatz zwischen Natur und Geschichte entsteht.“ (Marx und Engels: Deutsche Ideologie. Marx-Engels-Archiv S. 228.)
Die Gesellschaft ist nicht einfach Natur: die Naturgesetze bekommen in der Gesellschaft infolge der Tätigkeit des Menschen eine dialektische Abänderung, in der Gesellschaft entsteht durch diese Tätigkeit des Menschen etwas Neues, etwas anderes, neue Gesetze, andere Gesetzmäßigkeiten. So wird z. B. aus den Individuen – Klasse, aus dem Darwinschen „Kampf ums Dasein“ der Tierindividuen – der Klassenkampf, aus der „bewusst- und willenlosen“ Natur – Bewusstsein und Ziele beim Menschen usw. (Siehe Marx: Briefe an Kugelmann.) Das geschient aber in der „bewusst- und willenlosen“ Natur selbst nicht anders! Physikalische Erscheinungen schlagen in chemische um, diese in biologische und diese ihrerseits in soziologische. Die Natur ist kein Gott, der verschiedene Gesetzmäßigkeiten in der Tasche hätte und wie ein Taschenkünstler zur Erbauung und Überraschung der Welt einmal diese, ein andermal jene Gesetzmäßigkeit aus der Tasche zöge und auf die Erscheinung der nichtsahnenden Welt anwendete. Es gibt nur eine einzige Gesetzmäßigkeit (sowohl in Natur als in Gesellschaft): die Dialektik, und alles, was in der Welt geschieht, alles unterliegt den Naturgesetzen der Dialektik. Und wenn es blödsinnig wäre, die Klassenkämpfe der Gesellschaften z. B. auf die Bewegung der Materie zurückzuführen, so nur deshalb, weil daraus infolge der Dialektik die in der Natur wirkenden Gesetze in verschiedene Gesetzmäßigkeiten umschlagen. Alle diese verschiedenen Gesetzmäßigkeiten hängen aber miteinander zusammen, alle sind sie miteinander verwandt, wesensgleich.
Und natürlich nicht darin besteht der Unterschied zwischen Idealisten und Materialisten, zwischen Marxisten und „Marxisten“, als ob die Marxisten nicht wüssten, dass in der Gesellschaft die Naturgesetze eine andere Fassung bekommen. Was L. oder ein Max Adler sagen wollen, ist das, dass Natur und Gesellschaft prinzipiell, grundsätzlich verschieden voneinander sind. L. und Max Adler, kurz alle Idealisten, versichern den Materialisten-Marxisten, dass zwischen Natur und Gesellschaft ein Riss, eine Kluft da ist, entstanden, man weiß nicht wie und man weiß nicht wann; dass die Gesellschaft ganz andersartig ist als die Natur; die Notwendigkeit, die in der Natur herrscht, in der Gesellschaft entweder ganz aufhört oder wenigstens stark beschränkt wird. Dass die Gesetzmäßigkeit, die in der Natur herrscht, in der Gesellschaft den bewussten Wollen Platz macht. Das „tätig werdende Verhalten“ der Menschen, das Bewusstsein der Menschen – das ist natürlich etwas Neues gegenüber der Natur, trotzdem auch dieses Neue aus der Natur entstanden ist. Dieses Neue wollen aber die Idealisten als das Entscheidende, die Geschichte „letzten Endes“ Bestimmende uns auftischen.[3]
So wird aus der materialistischen Geschichtsauffassung eine „materialistische“ Geschichtsauffassung, aus dem Materialismus von Marx und Engels ein „Materialismus“ oder ein „orthodoxer Marxismus“. Aus dem Materiellen wird etwas „Geistiges“ gemacht, z. B. folgendermaßen:
„So ist das Soziale bereits ebenso transzendental für menschliche Erfahrung wie die übrigen bisher als transzendental bekannten Bedingungen des Bewusstseins. Der Mensch ist schon vor aller historisch-ökonomischen Vergesellschaftung bereits in seinem geistigen Sein, in seinem theoretischen Bewusstsein vergesellschaftet. Und er findet in dem historisch sozialen Prozess nur entfaltet, was er bereits an sich in seinem transzendentalen Subjekt ist; die unaufhebbare Bezogenheit auf andere, wesensgleiche Subjekte und In-Einssetzung mit ihnen.“ (M. Adler: Ebenda s. 30.)
Wer dieses Kauderwelsch mit den von uns zitierten einschlägigen L.-Stellen vergleicht, wird finden, dass hier, wenn auch nicht dasselbe Lied gesungen wird, doch derselbe Ton herrscht. Und der Ton macht die Musik! Das theoretische Bewusstsein ist es, worauf es allen Idealisten ankommt, denn deshalb sind sie Idealisten, um ihren Ausgangspunkt aus dem Bewusstsein zu nehmen. Diese idealistische Lehre wird noch handgreiflicher formuliert in folgenden Stellen, die gleichzeitig die Berührungspunkte der zwei Abarten (der Adlerschen und der L.schen Abart) des Idealismus noch entschiedener hervorheben:
„Gleichwohl hat die Hegelsche Darstellung in einer grundlegenden Hinsicht ihre über die Auffassung des Marxismus hinausführende, bleibende Bedeutung, nämlich in jener Hinsicht, in welcher überhaupt der Marxismus seine Ergänzung außer sich suchen muss, in erkenntniskritischer Beziehung. Die Darstellung der bürgerlichen Gesellschaft als ein Reich des geistigen Truges, die Aufweisung der individualistischen Absonderung als eines bloßen Scheines gehören zu dem tiefsinnigsten und überzeugendsten, was über die Grundbedingung sozialer Erkenntnis gesagt werden kann, nämlich über jene notwendige transzendentale Eingliederung des Individualbewusstseins in das Allgemeine, die ich das Transzendental-Soziale der Erfahrung genannt habe. Zusammen mit Fichte ist es vor allem Hegel, der als Philosoph der sozialen Erfahrung bezeichnet werden muss. Fichte und Hegel haben das Sozial-a-priori des Erkennens, ohne es noch als solches zur gesonderten Darstellung gebracht zu haben, in ihrer Philosophie, freilich noch in metaphysischem Gewande, bereits entfaltet. Und es ist nur konsequent, dass ebenso wie die Marxsche Soziologie aus der Hegelschen Philosophie durch Abstreifung ihrer metaphysischen Hülle hervorgehen konnte, auch die Erkenntniskritik des Sozialen auf dem gleichen Wege bei Hegel ihre reichen, noch lange nicht gehobenen Schätze finden wird.“ (Ebenda, s. 43. Note. Von mir unterstrichen.)
Eigenartige Konsequenzen, die diese Idealisten ziehen! Weil der Marxismus aus der Hegelschen Philosophie hervorging, soll jetzt die Marxsche Soziologie ihrerseits in die Hegelsche, noch mehr in die Kantsche Philosophie eingehen! Und dazu noch in umgekehrter Weise als es beim Marxismus der Fall war: Marx hat die metaphysische Hülle der Hegelschen Philosophie abgestreift, dafür rächt sich M. Adler so, dass er jetzt aus dem Marxismus wieder eine Metaphysik macht. („Transzendental-Soziale der Erfahrung“, „Sozial-a-priori“). Man beachte aber die Berührungspunkte Adlers mit L.: die gleiche Rückkehr zu Hegel und zwar zu Hegel nicht in seiner „rationellen Gestalt“, sondern in seiner „mystifizierten Form“. Müsste man Hegel nur deshalb zur „Ergänzung des Marxismus“ heranziehen, weil er die bürgerliche Gesellschaft „als ein Reich des geistigen Truges“ darstellte, so könnte man mit gleichem Recht auch den Buddhismus dazu verwenden, wo bekanntlich die ganze Welt als Trug, und die ganze Menschheit auf das „Rad der Illusion“ gespannt ist. Maia, die Göttin des Truges, müsste die Göttin eines jeden Marxisten sein. Man beachte aber auch in dieser Hinsicht den Berührungspunkt zwischen unseren beiden Idealisten: die Hegelsche „List der Vernunft“ ist es, worauf Adler hier anspielt, und ebenso wie er macht auch unser Gen. L. aus diesem Hegelschen Begriff, den Marx „verweltlicht“ hat, wieder ein mystisches Spiel.
Dann lesen wir weiter:
„Ein solcher, die Wissenschaft vom sozialen Leben ertötender Relativismus ist nicht bloß abzulehnen, sondern auch gar nicht gegeben. Freilich ergibt sich dies erst aus jener erkenntniskritischen Auffassung des Kantschen Transzendentalismus, in welcher, worauf ich schon seit Jahren vergeblich[4] aufmerksam zu machen bemüht bin, auch das Soziale nunmehr als eine a-priorische Seite unseres Bewusstseins überhaupt erscheint. Hierdurch gewinnt erst die Kritik der reinen Vernunft ihre ganze, nämlich auch die Sozialwissenschaft umschließende revolutionäre Bedeutung und wird Kant ein Schlusspunkt der alten und ein Anfangspunkt der neuen Philosophie, der Vollender des individualistischen und Begründer des kollektivistischen Denkens.“
„Dagegen ist zu beachten…, dass der Begriff der Freiheit überhaupt kein Individualbegriff ist, sondern ein Kollektivbegriff, weil in dem Begriff der Selbstbestimmung des Willens gar nicht an den psychologischen Einzelwillen gedacht wird… Das psychologische Willenssubjekt ist gerade so eine bloße Erscheinungsform wie das psychologische Denksubjekt.“
Wird hier nicht aus dem Bewusstsein der Menschen ebenso ein unbegreifliches, „vor aller Erfahrung“ existierendes, gespenstisches Wesen gemacht – wie bei L.? Das „Sozial-a-priori“ – hat es nicht eine verzweifelte Ähnlichkeit mit dem „zugerechneten“ Bewusstsein unseres L.? Ist der Wille, der „gar nicht ein psychologischer Einzelwille“, sondern ein „Willensprozess überhaupt“ – ist er nicht wahlverwandt mit dem Bewusstsein L.s, das „weder das Bewusstsein einzelner, noch das (massenpsychologische) Bewusstsein vieler, sondern ein (zugerechnetes) Bewusstsein, der Sinn der geschichtlichen Lage“, kurz: das Kantsche „Bewusstsein überhaupt“ ist?
Adler, als Kantianer, sieht im Bewusstsein etwas, das vor aller Vergesellschaftung gegeben ist und das schon vor aller Vergesellschaftung die Eigenschaft hat – vergesellschaftet zu sein! Bekanntlich entstand das Bewusstsein der Menschen lange nach ihrer Vergesellschaftung, lange nach dem die Menschen nicht nur gemeinsam gelebt, sondern auch gemeinsam gearbeitet haben. Es entstand nach oder wenigstens gleichzeitig mit der Sprache. Diese entstand ihrerseits langsam, nach mühsamer, jahrtausendelanger Entwicklung aus tierischen Lauten, die aus den Kraftanstrengungen rein mechanisch-biologisch den Menschen bei der Arbeit entschlüpft sind und zwecks Verständigung im gemeinsamen Arbeitsprozess von den Menschen fixiert und zu „Worte“ wurden. So sagen Marx und Engels:
„Auf dem »Geist« lastet im voraus der Fluch der »Belastung« seiner Materie, die hier in Erscheinung tritt in der Form von sich bewegenden Luftschichten, in der Form von Tönen, kurz in der Form der Sprache. Die Sprache ist ebenso alt wie das Bewusstsein, die Sprache ist – das für andere Leute, demgemäß auch für mich existierende reelle Bewusstsein, und die Sprache, ähnlich dem Bewusstsein, entspringt aus dem Bedürfnis des Verkehrs mit anderen Menschen. Meine Beziehung zu meiner Umgebung ist mein Bewusstsein.“ (Marx Engels: Deutsche Ideologie. Marx-Engelsarchiv, S. 220. Russisch.)[5]
Das ist die Sprache der Materialisten. Ebenso, wenn Marx und Engels an derselben Stelle erklären:
„Der Mensch unterscheidet sich vom Schaf nur darin, dass das Bewusstsein bei ihm den Instinkt ersetzt oder dass sein Instinkt einen bewussten Charakter trägt.“
Das Schaf und der Mensch – sie sind beide Mitglieder der Natur. Oder wie das ein französischer Dichter, Francis Jammes, in dem eine materialistische Seele wohnte, ausgedrückt hat: „0, ihr armen Esel, ihr alle seid meine Brüder“. Und wenn die Naturgesetze bei den Schafen, als dialektisch, bewirkt haben, dass sie einen „Instinkt“ haben, so beim Menschen, dass aus seinem „Instinkt“ ein „Bewusstsein“ geworden ist. Was Marx und Engels immer wieder betonen wollen, ist klar: Natur und Gesellschaft („Schaf und Mensch“) sind von einander nicht nur nicht verschieden, sie sind grundsätzlich dasselbe. Sie sagen das klipp und klar:
„Wir kennen nur eine einheitliche Wissenschaft: die Wissenschaft der Geschichte. Die Geschichte kann man von zwei Seiten betrachten und in Naturgeschichte und Menschengeschichte teilen. Man darf aber diese beiden Seiten nicht voneinander trennen; solange Menschen existieren werden, bedingen Geschichte der Natur und Geschichte der Menschen einander.“ (Ebenda S. 214.)
Das ist doch eine klare, nicht misszuverstehende Sprache! Haben die Naturwissenschaftler bisher die Naturwissenschaft nichtgeschichtlich betrieben, so ist das heute immer weniger der Fall. Ihnen dämmert auch die Einsicht: es wird ihnen durch ihre Wissenschaft selbst Dialektik „eingepaukt“. Aber Natur und Naturwissenschaftler sind außerdem zwei verschiedene Sachen. Natur und Gesellschaft – beide dialektisch – bilden eine unzerreißbare Einheit und das Bewusstsein der Menschen ist ebenso Naturprodukt wie der Instinkt der Tiere.
Aus diesem Natur- und Gesellschaftsprodukt macht Adler ein „transzendentales Subjekt“, d. h. ein gespenstisches Wesen, das vor aller Gesellschaft da war und vor aller Gesellschaft mit einem „theoretischen Bewusstsein“ ausgestattet war, L. aber macht aus ihm, wie wir zu zeigen versucht haben, ebenfalls ein gespenstisches Wesen, das weder im Individuum, noch in den Massen verkörpert, dennoch einen „letzthin“ entscheidenden Einfluss auf das Schicksal der Menschen ausübt. „Letzthin“ ist das L’sche Klassenbewusstsein – wie wir gesehen haben – nichts anderes als das Kantsche „allgemeine Bewusstsein“. Und hier entpuppt sich nun Gen. L. aus einem Alt-Hegelianer zu einem Neu-Kantianer! Kein Wunder: er fußt doch auf Rickert-Weber, die ihrerseits, als Neu-Kantianer, auf Kant fußen. Es ist also auch kein Zufall, dass Gen. L. sich mit Max Adler, dem Neu-Kantianer, gerade in Fragen des Bewusstseins eng berührt.
5. Konsequenzen, die man zieht, aber nicht ziehen sollte, und Konsequenzen, die man nicht zieht, aber ziehen sollte
Einige Konsequenzen, die der Gen. L. zieht, haben wir schon kennengelernt. Wir haben gehört, dass das (zugerechnete) Bewusstsein „letzthin“ das geschichtlich bedeutsame Handeln der Klasse als Totalität „bestimmt“. Noch mehr. Sogar erkennbar ist dieses Handeln „nur aus diesem Bewusstsein“. (S. 62.) Dass mit dieser Theorie (soweit mit ihr ein Sinn verbunden ist), die Marx’sche Theorie wieder „umgestülpt“ worden ist in eine idealistische, das ist auf den ersten – unbefangenen – Blick klar. Noch klarer wird dies aber aus den praktischen Konsequenzen.
Denn Gen. L. wirft selbst die Frage auf: „Was (ist) die praktisch-geschichtliche Funktion des Klassenbewusst sein[?]“. Und er antwortet:
„Solche Feststellungen ermöglichen erst das methodische Ausnützen der Kategorie der objektiven Möglichkeit“.
„Es ist nun die Aufgabe der sorgsamsten geschichtlichen Analyse, vermittelst der Kategorie der objektiven Möglichkeit, klarzulegen, in welcher Lage der Dinge ein wirkliches Durchschauen des Scheines, ein Durchdringen zum wirklichen Zusammenhang mit der Totalität überhaupt im Bereich des Möglichen liegt. Denn falls aus dem Augenpunkt einer bestimmten Klassenlage die Totalität der aktuellen Gesellschaft überhaupt nicht wahrnehmbar ist, falls selbst das zurechnungsmäßige Zuendedenken ihrer Interessen nicht die Totalität dieser Gesellschaft trifft, so kann eine solche Klasse nur eine beherrschte Rolle spielen, kann niemals weder erhaltend, noch weitertreibend in den Gang der Geschichte eingreifen. Solche Klassen sind im allgemeinen zur Passivität, zum haltlosen Hin- und Herschwanken zwischen den herrschenden und die Revolution tragenden Klassen vorherbestimmt und ihre eventuellen Explosionen müssen den Charakter des leer Elementaren, des Ziellosen an sich tragen und sind selbst im Falle eines zufälligen Sieges zur endgültigen Niederlage verurteilt.“ (S. 64. Von mir unterstrichen. L. R.)
Gen. Lukács wird mir erlauben, einige kleine Fragen an ihn richten zu dürfen, die gleichzeitig zur historischen Aufklärung dienen können. Nach ihm hängt das Schicksal jeder Klasse, ob sie herrschend oder beherrscht ist, von ihrem Bewusstsein ab. Es sind Klassen, sagt er, die imstande sind, den Schein, in den ihr geschichtliches Sein gehüllt ist, „wirklich zu durchschauen, „zum wirklichen Zusammenhang mit der Totalität“ durchzudringen. Es sind wieder Klassen, die das zu tun nicht imstande sind, nicht einmal – rechnungsmäßig. (Was dieses letztere bedeutet, haben wir schon gesehen. Nicht nur sie selbst sind zu diesem „Durchdringen) nicht fähig, sondern sogar ein über sie thronender und an ihrer Stelle denkender Philosoph wäre dazu unfähig. Also z. B.: wäre Gen, L. zu Zeiten Roland des Tapfern oder den Kreuzzügen geboren und hätte er damals philosophiert, wäre selbst er nicht imstande gewesen, den wirklichen Zusammenhang der feudalen Gesellschaft zu durchschauen.) Solche Klassen aber, die dazu nicht fähig sind, die also kein ihrem gesellschaftlichen Sein voll entsprechendes („adäquates“) Bewusstsein haben, können „nur eine beherrschte Rolle spielen“, können „niemals weder erhaltend noch weitertreibend in den Gang der Geschichte eingreifen“.
Aber Gen. L.! Wo bleibt denn die „sorgsamste geschichtliche Analyse”? Das steht doch mit allen Tatsachen der Geschichte im vollsten und entschiedensten Widerspruch! Nach Ihnen müsste man doch alles, was bisher in der Geschichte geschah, als nichtgeschehen erklären! Oder, um mit Marx zu sprechen: „Somit hat es eine Geschichte gegeben, aber es gibt keine mehr!“ Welche Klasse in der Geschichte hat bisher „den Schein wirklich durchschaut“? Welche war fähig „zum wirklichen Zusammenhang mit der Totalität durchzudringen“? Gab es in der Geschichte (außer dem heutigen Proletariat) bisher eine einzige Klasse, deren Klassenlage „die Totalität der aktuellen Gesellschaft“ „wahrzunehmen“ erlaubte? Gab es eine winzige Klasse (wieder außer dem modernen Proletariat), deren Interessen „die Totalität der Gesellschaft trafen“?
Nein, solche Klassen gab es bisher nicht! Weder der antike Adel oder die antike Bourgeoisie, noch der mittelalterliche Adel, noch die moderne Bourgeoisie waren dazu fähig, nicht zu sprechen vom antiken Bauerntum, Proletariat oder Sklaventum usw. Hat vielleicht der antike Adel, der Adel Griechenlands oder Roms, der persische oder indische Adel „den Schein wirklich durchschaut“? Trotz Buddhismus und trotz Maia, der buddhistischen Göttin des Scheines waren sie in allerlei Illusionen, marxistisch ausgedrückt: Ideologien befangen betreffs ihres gesellschaftlichen Seins! War der mittelalterliche Adelige vielleicht dazu fähig „zum wirklichen Zusammenhang mit der Totalität durchzudringen“? Obzwar beseelt vom heiligen Geiste, der für ihre Gesellschaftsformation entschieden eine Vorliebe hatte und dessen auserwähltes Volk sie waren, entschieden nicht! War vielleicht die moderne Bourgeoisie so beschaffen, dass aus ihren „Augenpunkt“ „die Totalität der aktuellen Gesellschaft“ „wahrnehmbar“ war? Trotz der nüchternen Berechnung, „Kalkulation“ der Bourgeoisie, die Sie, Gen. L., so glänzend (nach M. Weber) beschreiben, entschieden nicht!
Aber diese Klassen waren doch entschieden herrschende Klassen, jede zu ihrer Zeit und spielten nicht „nur“ eine beherrschte Rolle! (Hinwieder[um] die einzige Klasse, die bisher in der Geschichte zu dem, was Sie fordern, allein fähig ist, das Proletariat, ist noch immer keine herrschende, war immer eine beherrschte Klasse!) Alle diese Klassen griffen doch entschieden sowohl „erhaltend“ als auch „weitertreibend“ in den Gang der Geschichte ein! Jeder Schüler einer russischen Parteischule kann uns belehren, dass die moderne Bourgeoisie große Revolutionen gehabt hat und in diesen ganz entschieden nicht zum „Hier- und Herschwanken“ „vorherbestimmt“ (durch wen? durch was?) war! Das ihre „Explosionen“ entschieden nicht „eventuelle“ waren, weder „den Charakter des leer Elementaren, des Ziellosen“ an sich trugen, noch „selbst in Falle eines zufälligen Sieges zur endgültigen Niederlage verurteilt“ waren!
Sagt doch gerade von der großen französischen Revolution Lenin:
„Gerade deshalb wird die französische Revolution die Große genannt, weil sie nicht durch Verwelktheit, Unentschlossenheit, Phrasentum sich auszeichnete, wie viele Revolutionen von 1848, sondern weil sie tätige (aktive) Revolution war, die, nachdem sie die Monarchisten gestürzt, sie auch endgültig erdrückt hat.“ (Lenin: Über den Betrug des Volkes usw., Ges. Werke XVI., 206. Russische Ausgabe.)
Woher diese Verirrungen, diese historischen Irrtümer? Ganz klar woher: Erstens daher, weil der Gen. L. hier ganz offenkundig jene „Werte“, „Werturteile“ vor Augen hat, von denen wir schon gesprochen haben. Er bewertet die Geschichte, und da die ganze bisherige Geschichte der Klassengesellschaft nur eine „Vorgeschichte der Menschheit“ war – war sie nicht „wert“, abgelaufen zu sein. Nur das Proletariat verwirklicht das „Reich der Freiheit“, nur nach dem Siege des Proletariats beginnt die eigentliche Geschichte der Menschheit, die Klassengesellschaft wird durch das Proletariat endgültig beseitigt – darum waren alle bisherigen Klassen „trotz zufälliger Siege“ zur „endgültigen“ Niederlage „verurteilt“. Den alles, was bisher geschah, ist nach diesem Gesichtspunkte „zufällig“. Und jetzt wissen wir, von wem die Armen beherrschten-herrschenden Klassen – denn in diesem Sinne waren alle herrschenden Klassen „nur“ beherrscht – zur endgültigen Niederlage „verurteilt“ waren. Von der Geschichte – die von vornherein dieses Ziel vor Augen hatte! So wird aus der Geschichte eine „aparte Persönlichkeit“ – ein Gott gemacht! So wird aus der marxistischen Soziologie – eine Geschichtsmetaphysik gemacht.
Zweitens schwebt dem Gen. L. schon der zukünftige Sieg des Proletariats vor Augen, der „Sieg“ der heutigen geschichtlichen Lage der Gesellschaft. Weiß man, dass das Proletariat im Begriffe ist, zu siegen, so ist es leicht, hinterher eine Geschichtsphilosophie dazu zu konstruieren und sagen: „endgültig“ war die Bourgeoisie zur Niederlage „verurteilt“, trotzdem sie in der englischen und in der großen französischen Revolution „zufällig“ gesiegt hat!
Wenn Gen. L. dagegen protestieren würde, dass seine Theorie der endgültigen Niederlage mit den Rickert–Weber’schen Werturteilen etwas zu tun hat (obzwar das ohne Zweifel steht!), dann besagt seine anspruchsvolle Formulierung „letzten Endes“ nichts anderes, als die marxistische Binsenwahrheit, dass eine jede Geschichtsformation entsteht (siegt) und untergeht („endgültige Niederlage“). Nur hat der Marxismus nie behauptet, dass das zufällig zugeht – hauptsächlich was den Sieg anbetrifft. Gerade der „Sieg“ einer Klasse wurzelt in sehr triftigen Ursachen. Weder Sieg noch Niederlage sind aber endgültig.
Und das wird auch nach dem „endgültigen Sieg“ des Proletariats nicht aufhören so zu sein: ich meine die „Binsenwahrheit“, dass geschichtliche Epochen entstehen und vergehen werden, trotzdem keine Klassen da sein werden. Keine politischen Siege und Niederlagen, wohl aber Siege und Niederlagen im Kampfe mit der Natur werden wohl erkämpft, beziehungsweise erduldet werden müssen. Die Produktivkräfte werden sich riesig entwickeln. Die Einsicht der Menschen in und ihre Herrschaft über die Natur wird immer grösser werden. Ihr „Sein“ wird weiter verändert und dieses Sein wird ihr „Denken“ verändern. Die Australneger werden noch dort halten, wo die Philosophen der heutigen Gesellschaft stehen; sie werden vom „Reich der Freiheit“ träumen, und die heutige zivilisierte Menschheit, wo wird die sein? Marx hat uns den Rat gegeben, keine Rezepte für die Garküche der Zukunft zu machen.
Wie wir noch sehen werden, liegen gerade hier die „Verbesserungen“, die Gen. L. an dem historischen Materialismus anzubringen für Gut hält. Einstweilen wollen wir uns aber mit ihnen nicht beschäftigen.
Das „endgültige“ Ergebnis hinterher zu konstatieren, ist nicht schwer. Marx, der die zukünftige Revolution des Proletariats vorausgesehen hat, als noch außer ihm und Engels sehr wenige es vermochten, und niemand so wie diese beiden war dennoch noch sichtiger und hat davon gesprochen, dass im Klassenkampf beide Klassen untergehen können. Wer siegt in diesem Falle „endgültig“? Gen. L. weiß es, denn er besitzt ein untrügliches Endscheidungsmittel: das Bewusstsein der Klassen. Dass mit den obigen Zitaten die ganze Klassenkampftheorie von Marx und Engels nur war – ist eine Kleinigkeit, die zu erwähnen sich gar nicht lohnt.
Auch die Kleinigkeit, dass hier der Untergang der Bourgeoisie sowohl als der Sieg des Proletariats dem Bewusstsein zugeschrieben und vom Bewusstsein abhängig gemacht wird – erwähnen wir nicht einmal. Auch das nicht, dass dies nicht ganz im Einklang mit dem „orthodoxen Marxismus“ zu stehen „scheint“ (s. z. B. Engels: Anti-Dühring, S. 161 und 171) und auch nicht von allzu großer „Schärfe der geschichtlichen Analyse“ zeugt. Solche „Lappalien“ sind nicht der Rede wert.
*
Von dem besprochenen Beispiel können wir auf die Art der weiteren historischen Exkurse des Gen. L. schließen.
„Denn“ – fährt Gen. L. sofort nach der oben zitierten Stelle fort – „das Berufensein einer Klasse zur Herrschaft bedeutet, dass es von ihren Klasseninteressen, von ihrem Klassenbewusstsein aus möglich ist, das Ganze der Gesellschaft diesen Interessen gemäß zu organisieren.“
Dieser Satz steht aber mit den vorigen Behauptungen, von denen wir soeben sprachen und mit denen er mit einem „denn“ verknüpft ist, im vollkommensten Widerspruch, trotzdem das „denn“ davon zeugt, dass Gen. L. diesen Satz als logische Folge und nicht als „kontradiktorischen Gegensatz“ zu dem vorherigen gemeint hat. – „Denn“ dort wurde behauptet, dass eine Klasse nur dann zur Herrschaft berufen ist, wenn „von ihrem Ausgenpunkte aus ein wirkliches Durchschauen des Scheines, ein Durchdringen zum wirklichen Zusammenhang mit der Totalität“ möglich ist. Nun war dies bei der modernen Bourgeoisie z. B. nie der Fall. Trotzdem hat sie, wie bekannt, die moderne Gesellschaft, und zwar „das Ganze der Gesellschaft“ „von ihren Klasseninteressen aus“ organisiert. Ja, diese Organisation war damals nicht nur das Interesse der Bourgeoisie, sondern auch das der Bauern, Kleinbürger und sogar Proletarier. Diese alle jubelten der Bourgeoisie zu und sahen in der politischen Gleichheit, die die Bourgeoisie ihnen brachte, eine wirkliche Erlösung. Sie war es auch im Verhältnis zu den feudalen Fesseln, die die Entwicklung der Produktivkräfte hinderten und infolge dessen die Lage aller dieser unterdrückten Klassen unerträglich machten.
Und die Bourgeoisie machte sich diese Illusion der großen Volksmasse zunutze. Mit ihrer Hilfe organisierte sie die heutige Gesellschaft. So sehr, dass nach Lenin „das ganze 19. Jahrhundert, das Jahrhundert, welches der ganzen Menschheit Zivilisation und Kultur gegeben hat, im Zeichen der französischen Revolution stand. So viel tat sie für ihre Klasse, für die sie wirkte, für die Bourgeoisie.“ (Lenin: Vom Betrug des Volkes usw.) Dass die großen Volksmassen in weitern Verlaufe der Revolution der Bourgeoisie Hindernisse entgegenstellten, ihren Organisationsversuchen widerstrebten, kann in diesem Zusammenhange außer acht gelassen werden, da es ihr doch gelungen, „von ihren Klasseninteressen aus“ doch möglich war, „das Ganze der Gesellschaft diesem Interesse gemäß“ zu organisieren.
Deshalb war sie, versichert Gen. L., zur Herrschaft „berufen“. Schön, schön. Aber eins von beiden. Entweder war sie berufen, weil sie die Gesellschaft ihrem Klasseninteresse gemäß organisierten konnte, trotzdem sie nicht fähig war, bis zum wirklichen Zusammenhang der Gesellschaft durchzudringen. Oder sie war zu dieser Herrschaft nicht berufen, weil sie diesen Zusammenhang nicht durchschauen konnte – trotzdem sie (wie unbestreitbar) die Gesellschaft organisiert hatte. Auf alle Fälle ist dies nicht der erste Widerspruch, nicht der erste logische Fehler, den wir in den Schriften unseres Genossen haben konstatieren können.
Gen. L. merkt den Widerspruch, in den er sich verwickelt hat, nicht und formuliert ihn noch einmal:
„Und die Frage, die jeden Klassenkampf letzthin entscheidet, liegt darin, welche Klasse im gegebenen Augenblick über diese Fähigkeit, über dieses Klassenbewusstsein verfügt.“ (Von mir gesperrt.)
Ich möchte hier nicht darauf das Gewicht legen, dass – entgegen allem Marxismus und Leninismus – hier wieder das Bewusstsein es ist, das „jeden Klassenkampf“ „letzthin“ entscheidet. Dieser Tatsache, dass L. ein Idealist ist, dem das „letzthin“ Entscheidende auf dem Gebiet der Geschichte in Bewusstsein liegt, müssen wir ein für allemal Rechnung tragen und uns mit ihr abfinden. Ich möchte auf etwas anderes das Augenmerkt lenken: auf den Augenblick, worauf es in der Geschichte, in der Entscheidung des Klassenkampfes ankommt. Diesen Augenblick – ist eine Perle. Im Leben jeder Jungfrau gibt es Augenblicke, wo sie ihre Unschuld verlieren kann. Trotzdem es dabei manchmal tatsächlich auf einen Augenblick ankommt, geht diesen Augenblicken doch eine gewisse Übergangsperiode, ein größerer oder kleinerer Zeitraum von Hofmacherei voraus, ausgenommen wenn die holde Jungfrau – eine Hure ist, und die Angelegenheit ohne alle falsche Scham und ohne Ziererei abmacht. Ich traue aber dem Gen. L. keineswegs zu, dass er die Dame Geschichte so unerbietig als Hure behandelt! Und doch ist dieser „Augenblick“, worauf es in der Geschichte ankommt, von dem die Entscheidung abhängt, kein Versehen oder Verschreiben, oder eine gedankenlose Wendung, denn er kommt bei L. öfters vor – bei entscheidenden Handlungen sogar des Proletariats. Ja, sogar den für ihm so wichtigen Übergang aus dem Reiche der Notwendigkeit in das heißgeliebte „Reich der Freiheit“ stellt er sich – als einen „Augenblick“ vor. (S. 82: „Ist der Augenblick des Überganges in das »Reich der Freiheit« objektiv gegeben…“) Man muss aber verzweifelt sein über das „Schicksal der Revolution, ja, der Menschheit“ – wenn es dabei auf Augenblicke ankommt. Denn einige Augenblicke können richtig erfasst werden. Die meisten werden aber bestimmt verpasst! Es steht uns kein Lenin zur Verfügung, der sogar die Augenblicke zu erfassen fähig war. Was tun? Somit ist die Revolution zur Niederlage und damit die Menschheit wahrscheinlich zum Untergang verurteilt. Eine traurige Aussicht!
Diese unwiderrufliche Augenblickstheorie hat eine verzweifelte Ähnlichkeit mit der Theorie der großen Persönlichkeiten einerseits, mit der Theorie der sich nicht wiederholenden individuellen Konstellationen von Max Weber anderseits. Die ganze Bourgeoisie hat gehofft, dass mit dem Tode Lenins das stolze Gebäude der russischen Revolution zusammenbrechen werde. Nein, es steht fester als je. Die Bourgeoisie hat sich geirrt, weil die Rolle auch der epochemachendsten Persönlichkeiten nicht jene ist, die ihnen von der Bourgeoisie zugeschrieben wird. Aber die Rolle des „Augenblickes” kann auch nicht eine andere oder größere sein als die der größten Persönlichkeiten. In einer ganzen Epoche der sozialen Revolution, wo die mächtig entwickelten Produktivkräfte der modernen Wirtschaft zur Entscheidung – und zwar immer wieder und immer heftiger zur Entscheidung drängen, können sogar die wichtigsten „Augenblicke” nicht die Bedeutung haben, dass der Klassenkampf in ihnen „letzthin entschieden” werden könnte.
Wir übergehen jetzt die Betrachtungen, die Gen. L. bezüglich der Rolle der Gewalt in der Geschichte anstellt und verweisen ihn und unsere Leser auf die betreffenden Stellen von Engels’ Anti-Dühring. Was dort gegen diesen gesagt wird, daraus passt so manches fast Wort für Wort auf unseren Fall. Wir heben nur das Neue gegenüber der Gewalttheorie Dührings hervor. Dieses Neue ist aber, dass auch „gerade in den Gewaltfragen, gerade in den Situationen, wo Klasse gegen Klasse den nackten Existenzkampf führt, die Fragen des Klassenbewusstseins als die letzthin (schon wieder! L.R.) entscheidenden Momente” sich zeigen. (S. 64.) Beweis: der große deutsche Bauernkrieg. Denn „der letzte Grund (letzthin! L.R.) der Überlegenheit der Fürsten, der Schwäche der Bauern, also die Möglichkeit der Gewalt auf der Seite der Fürsten ist gerade in diesen Klassenbewusstseinsfragen zu suchen, wovon selbst die oberflächlichste kriegstheoretische Untersuchung des Bauernkrieges jeden leicht überzeugen kann.”
Nun, diese Überzeugung, die sich jeder „leicht” holen kann, ist gar nicht so leicht, da nicht jeder auch nur oberflächlich kriegstheoretische Untersuchungen anzustellen fähig ist. Auf alle Fälle bin ich kein Kriegstheoretiker, weder ein oberflächlicher, noch ein gründlicher. Bekanntlich war aber Engels ein Kriegstheoretiker, noch dazu kein oberflächlicher.[6] Als solcher hat er gerade die Gewaltfragen im allgemeinen und den großen deutschen Bauernkrieg im besonderen „kriegstheoretisch“ behandelt – wieder gründlich. Was das erste betrifft, so war er gerade der entgegengesetzten Meinung als L., er hat die Gewaltgrafen, „die Möglichkeit der Gewalt” auf die Höhe der jeweiligen Produktionsmittel zurückgeführt, und nicht im entferntesten weder als „letzten Grund”, noch irgendwie „in Klassenbewusstseinsfragen” „gesucht” oder gefunden.
Was aber das zweite betrifft, den großen deutschen Bauernkrieg, so war Engels, wie bekannt, wieder einer entgegengesetzten Meinung, er hat das Scheitern desselben wieder nicht „letzthin” „auf diese Bewusstseinsfragen” zurückgeführt, sondern einfach darauf, dass die Ziele der Bauern der ökonomischen Entwickelung entgegen waren. Das bedeutet aber so viel, dass alle Elemente der Gesellschaft, mit denen sich die Bauernschaft hätte verbünden können und die sie hätten führen können, entweder selbst untergehende Schichten (Ritter), oder noch unreif (städtische Kleinbürger) waren. Die große Bourgeoisie aber, bei der das Geld, der Weitblick, die Bildung war, stand neben den Fürsten. Und wie bekannt spielt in den Gewaltfragen das Geld auch eine, wenn auch nicht bedeutende Rolle! Die Bauernschaft war deshalb zum Untergang verurteilt, und, wie wir sehen, gar nicht infolge Bewusstseinsfragen. Diese haben natürlich auch mitgespielt, der „letzte Grund“ waren aber ganz entschieden nicht sie, sondern – noch einmal – Produktionsfragen. Denn hätte die Bauernschaft gesiegt, so hätte sich herausgestellt, dass die Produktivkräfte des damaligen Deutschlands noch zu unentwickelt waren, um schon eine bürgerliche Organisation der Gesellschaft möglich zu machen, aber schon viel entwickelter, um das Zurückschrauben der Gesellschaft in die alten Produktionsverhältnisse der Bauern zu dulden. Die Niederlage der Bauern drückte diese Tatsache aus, wobei die Gewalt der Fürsten natürlich keine kleine Rolle spielte.
Die „oberflächlichste“ marxistische Untersuchung kann den Gen. L. von der Richtigkeit dieser Auffassung überzeugen. (S. auch Mehring: Deutsche Geschichte.) Und wenn man ihn noch bewegen könnte, den gleichzeitigen Verlauf der deutschen Reformation „sorgfältig zu analysieren”, so könnte er leicht sehen, dass die „Unreife” der Luthersehen Reformation im Gegensatz zum Calvinismus wieder „letzten Endes“ keine Bewusstseinsfrage war. Das letztere, noch mehr, dass die deutsche Reformation eine Gewissensfrage war, behaupten doch alle bürgerlichen Historiker, zum letzten Male der Meister des Gen. L., Max Weber. (Religionssoziologie I.) Und das Verdienst des Marxismus war gerade, diese Fälschung aufzudecken. Ist es aber bei der Reformation eine Fälschung, dass sie eine „Bewusstseinsfrage“ war, so ist dies auch bei dem Bauernkriege – nichts anderes. Ist doch der Bauernkrieg nur die andere Seite desselben historischen Vorganges, deren eine Seite die Reformation war! Oder nicht? Thomas Münzer und Martin Luther – waren sie nicht zwei Pole desselben geschichtlichen Prozesses?
Aber wie gesagt, wir lassen die weiteren historischen Ausflüge des Gen. L. beiseite. Ebenso seine „Verbesserungen”, die er an dieser Stelle am historischen Materialismus anbringt. Von ihnen werden wir in einem besonderen Artikel sprechen. Bevor wir – zum Schluss – uns seinen „praktischen” Konsequenzen zuwenden, die nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart betreffen, müssen wir folgendes sagen:
Man kann die Konsequenzen der L.schen Klassenbewusstseinstheorie in zwei Teile teilen. Der eine Teil ist derjenige, den Gen. L. zieht. Von ihnen muss man sagen: es wäre besser gewesen, sie nicht gezogen zu haben. Sie laufen alle darauf hinaus, dass das Bewusstsein das Entscheidende in der Weltgeschichte ist. Man mag sich drehen und wenden, man mag diese These verbrämen, wie man will, das ist – der reinste Idealismus, der mit dem Marxismus gar nichts zu tun hat. Und wenn Gen. L. antworten würde: Ich bin missverstanden: ich weiß sehr gut, dass das Bewusstsein vom Produktionsprozess abhängt – so sage ich: Desto schlimmer. Denn darum ist er Marxist in Worten, Idealist in Taten. Das Wörtchen „letzthin”, das er bis zum Überdruss wiederholt und das uns noch so manch mal begegnen wird, zeigt mehr als die „entscheidende Rolle”, die er dem Bewusstsein zuspricht, zeigt deutlich und unwiderlegbar die Tendenz seiner Philosophie. „Letzthin” bedeutet die Wurzel einer Sache, das, was tatsächlich die Grundlage einer Sache ist, letzthin ist – gerade letzthin. „Die Wurzel für den Menschen ist aber der Mensch selbst”. Dieser Mensch hat auch ein Bewusstsein – aber keineswegs ist dieses sein „letzter Grund”. Das Bewusstsein ist gerade nicht die Wurzel beim Menschen, gerade nicht das Entscheidende bei ihm.
Was überhaupt die „Missverständnisse“ anbetrifft, so sind sie gar nicht, wie man meistens irrtümlich annimmt, logischer Natur. Nein – Bernstein wurde von Kautsky „missverstanden“, Kautsky seinerseits von Lenin (Der Renegat Kautsky usw.) und Trotzki (Anti-Kautsky). In der Tat, das Missverständnis bestand darin, dass Lenin gezeigt hat, dass Kautsky objektiv ein Renegat ist. Kautsky ist aber subjektiv noch heute der Meinung, er sei keiner. Das ist in der Tat ein kleines Missverständnis.
So auch hier – wenn auch nicht wörtlich. (Ich will keineswegs sagen, L. sei ein Renegat.)
Aus den Konsequenzen, die Gen. L. nicht gezogen hat, aber hätte ziehen sollen und von denen ich einige an seiner Statt habe ziehen müssen, hebe ich hier zum Schlusse gerade nur dieses hervor: Er soll über die objektive Bedeutung seiner Klassenbewusstseinstheorie nachdenken! Um ihm zu helfen, erinnere ich ihn noch einmal an die beiden Plechanow-Zitate, die das soziologische Äquivalent seiner Theorie bestimmen!
6. Der proletarische Klassenkampf – ein Kampf ums Bewusstsein
Sicher übertreibe ich nicht, wenn ich behaupte, dass es für jeden Marxisten eine Überraschung sein wird, wenn er erfährt, dass der proletarische Klassenkampf ein Kampf ums Bewusstsein ist. Man hat den proletarischen Klassenkampf schon in verschiedene „Formeln” zu bringen versucht. Für die einen, für die „waschlappigen” Demokraten ist er natürlich ein Kampf um die Demokratie, um Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Für die Philosophen ein Kampf ums „Reich der Freiheit”, für Gerechtigkeit, Persönlichkeit. Für Marx (Kapital III. 2. T. 355) und für Lenin („Die große Initiative”) war er ein Kampf – um die Länge des Arbeitstages. Und in dieser Ansicht ist nicht die angeführte, konkrete Tatsache, der Arbeitstag, selbst das Wesentliche, sondern die Art, wie die Frage aufgefasst wird: materiell-konkret, materialistisch.
Niemand hat aber bisher den Klassenkampf des Proletariats einen Kampf ums Bewusstsein genannt. Diese Feststellung gebührt – und gerade heute, im Zeitalter der Bürgerkriege! – unserem Gen. Lukács! Er sagt:
„Die Klasse (nämlich die Bourgeoisie. L.R.) ist bereits in die Defensive gedrängt, sie kämpft bereits um ihre bloße Selbsterhaltung (so aggressiv auch ihre Kampfmittel sein mögen), sie hat die Kraft der Führung unwiederbringlich verloren.”
Ich muss wiederholen, dass ich weder ein „oberflächlicher”, noch ein gründlicher Kriegstheoretiker bin. Ich weiß nur, dass Lenin, der die „Kriegstheorie” des Klassenkampfes in gewissem Masse verstand, gerade gegen diese „Defensivtheorie” des Gen. L. – obzwar kurz und bündig – aufgetreten ist, sie als einen „Mundmarxismus” bezeichnend, Dazu darf man nichts hinzufügen, nicht weil diese Feststellung von Lenin herrührt, sondern einfach weil wir in den Tageszeitungen jeden Tag volle Spalten lesen können mit Nachrichten über die „Offensive des Kapitals”. Das dies keine „offensive” in „geschichtsphilosophischem Sinne“ ist – das kümmert weder die Kapitalisten, noch die Proletarier, noch mich selbst herzlich wenig.
Dann aber fährt Gen. L. fort:
„In diesem Kampf um das Bewusstsein kommt dem historischen Materialismus eine entscheidende Rolle zu.[7] Daraus wird aber zugleich verständlich, warum für das Proletariat und nur für das Proletariat richtige Einsicht in das Wesen der Gesellschaft ein Machtfaktor allerersten Ranges, ja vielleicht die Waffe der Entscheidung schlechthin ist”. (S. 80. Von mir unterstrichen. L. R.)
Niemand wird es verstehen, warum „richtige Einsicht in das Wesen der Gesellschaft” „nur” für das Proletariat „ein Machfaktor allerersten Ranges” ist? Gen. L. will natürlich sagen, dass für die Bourgeoisie eine richtige Einsicht überhaupt nicht möglich ist. (Was auch nicht so feststehend ist.) In seiner „philosophischen” Sprache drückt sich aber nicht nur die Welt im allgemeinen, sondern auch seine eigene Welt, seine Gedanken, verkehrt aus. Ist aber der Klassenkampf des Proletariats „ein Kampf um das Bewusstsein” – so ist es nur natürlich, dass den Ideologien eine entscheidende Rolle zu kommt betreffs Sieges oder Niederlage, und die Ideologien „die Waffe der Entscheidung schlechthin“ sind. In der Tat ist das die Meinung des Gen. L.
„Ist der Augenblick des Überganges in das »Reich der Freiheit« objektiv gegeben, so äußert sich dies gerade darin, dass die blinden Kräfte in wirklichem Sinne blind, mit ständig wachsender, scheinbar unwiderstehlicher Gewalt zum Abgrund dahintreiben, und nur der bewusste Wille des Proletariats die Menschheit vor einer Katastrophe beschützen kann. Anders ausgedrückt: ist die endgültige Wirtschaftskrise des Kapitalismus eingetreten, so hängt das Schicksal der Revolution (und mit ihr das der Menschheit) von der ideologischen Reife des Proletariats, von seinem Klassenbewusstsein ab.”
„Damit ist die einzigartige Funktion, die das Klassenbewusstsein für das Proletariat im Gegensatz zu seiner Funktion für andere Klassen hat, bestimmt.”
In der Tat: sie ist „eigenartig” bestimmt, diese Funktion. Eigenartig ist es, womit man hier aus dem Marxismus – eine possierliche Phrase macht.
„Ist der Augenblick des Überganges in das »Reich der Freiheit« gegeben … so kann nur der bewusste Wille des Proletariats die Menschheit vor einer Katastrophe beschützen”. Ja, wenn der Augenblick dieses Überganges in den so lang umsonst ersehnten Traum aller Philosophen, ins „Reich der Freiheit” objektiv gegeben ist – ja, warum droht dann der Menschheit eine Katastrophe? So blöd ist sogar die Menschheit nicht, einen solchen Augenblick zu verpassen! Verpasst sie ihn aber – dann wird der „bewusste Wille” des Proletariats wenig helfen, wollen die übrigen Menschen durchaus diesen Augenblick verpassen. Bekanntlich besteht die Menschheit aus einem gewaltigen Haufen von Bauern, Kleinbürgern usw. (um nur von den Werktätigen zu sprechen) – die nicht die mindeste Ahnung vom „Reich der Freiheit” haben, nie etwas davon gehört und keine Vorstellung davon haben, dass ein „solcher Augenblick” über ihr ganzes Schicksal entscheidet. Sie werden sich ahnungslos dem bewussten Willen des Proletariats widersetzen – und das Malheur ist geschehen! Hauptsächlich wenn dem Proletariat „nur” sein bewusster Wille zur Verfügung steht!
Das Eigenartige an dieser Auffassung ist nicht das, dass die ganze Periode der sozialen Revolution wieder in einen Augenblick verlegt wird (von einer Übergangsperiode scheint Gen. L. nichts gehört zu haben?) – sondern das Spiel, das wieder mit dem Worte „objektiv“ getrieben wird. Wenn wir schon den Kommunismus durchaus das „Reich der Freiheit” nennen wollen – wann ist der Übergang aus dem Kapitalismus in dieses Reich „objektiv“ gegeben? Engels war schon vor mehr als 30 Jahren der Ansicht, dass dieser – um mit Gen. L. zu reden – Augenblick „objektiv“, d.h. in den wirtschaftlichen Bedingungen, vorhanden ist. Trotzdem stecken wir noch immer ziemlich tief im Kapitalismus, Warum? Mehr als 30 Jahre sind kein „Augenblick”, auch in der Geschichte nicht, höchstens. wenn man nach der Bibel sogar Jahrzehntausende als einen Augenblick vor dem Herrn betrachtet.
Liegt das nur an dem Bewusstsein des Proletariats? Kann eine ganze geschichtliche Periode, die mehr als 30 Jahre dauert und ganz bestimmt noch weitere Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird, nur vom Bewusstsein des Proletariats abhängen? Das wäre ein schöner historischer Materialismus, ein schöner Marxismus! Nein – denn der Übergang ist auch objektiv nie „gegeben”, sondern ist ein Prozess, worin an einem Ende der Welt schon Keime des Kommunismus da sind, während an dem an deren Ende der Kapitalismus noch unerschüttert dasteht (Amerika!). Infolgedessen ist der Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus schon längst da, als er noch gleichzeitig nicht da ist! Es ist also die leerste Phrase, die reinste Begriffsmythologie, wenn sich jemand die Sache so vorstellt, dass objektiv, d. h. in der Wirtschaft usw. der Übergang zum Kommunismus schon „gegeben” ist und dazu dann „nur” der „bewusste Wille” des Proletariats einfach hinzukommt – und dann das Proletariat diesen Übergang auch „subjektiv” verwirklicht.
Und wann ist die „endgültige Wirtschaftskrise des Kapitalismus” „eingetreten”? Nie! Eine Wirtschaftskrise ist nie „endgültig” – denn der Kapitalismus liegt an einem Ende der Welt im Sterben (in Russland, tot ist er auch hier noch nicht), währenddessen er sich in Amerika noch höchst lebenslustig zeigt. So sagt Lenin:
„Damit huldigt ihr nur euren eigenen Illusionen oder übertragt die nicht genügend durchdachten Bücher in die Wirklichkeit, die sehr viel verwickelter ist. Sie zeigt uns, dass in Russland die kapitalistische Warenwirtschaft lebt, wirkt, sich entwickelt, eine Bourgeoisie gebiert, wie in jeder kapitalistischen Gesellschaft.”
Und nicht nur:
„Für alle Länder ist es charakteristisch, dass der Kapitalismus an einer Menge von Stellen sich noch entwickelt. Das ist wahr für ganz Asien, für alle jene Länder, die zur bürgerlichen Demokratie übergehen, das ist wahr für eine ganze Reihe von Teilen Russlands”. (Lenin: Schlussrede über das Parteiprogramm. Ebenda. S, 132 ff.)
Also: nicht nur, dass der Übergang ins „Reich der Freiheit” nicht „einen Augenblick” dauert, nicht nur, dass die „entscheidende Wirtschaftskrise” nicht „gegeben” ist: der Kapitalismus entwickelt sich sogar – sogar in einer ganzen Reihe von Teilen Russlands.
Und was „nur” den bewussten Willen des Proletariats anbetrifft, ist Lenin wieder anderer Meinung. Er sagt:
„Die ökonomische Basis dieser revolutionären Anstrengungen, das Pfand ihrer Lebensfähigkeit und ihres Erfolges ist, dass das Proletariat einen höheren Typus der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit darstellt und verwirklicht. Hier liegt das Wesen. In dieser Quelle der Kraft liegt auch das Pfand des unvermeidlichen vollen Sieges des Kommunismus”. (Lenin: Die große Initiative, Russische Ges. Werke. XVI. S. 248.)
Und nicht im Bewusstsein oder nur im bewussten Willen! Weiter:
„Es ist klar, dass zur vollen Vernichtung der Klassen es nicht genügt, die Ausbeuter, die Grundbesitzer und Kapitalisten zu stürzen, dass es nicht genügt, ihr Eigentum wegzunehmen, man muss jedes Privateigentum an den Produktionsmitteln abschaffen, man muss den Unterschied zwischen Stadt und Land ebenso vernichten, wie den Unterschied zwischen den physischen und geistigen Arbeitern. Das ist – eine lange Sache. Um das vollbringen zu können, ist ein Riesenschritt notwendig in der Entwicklung der Produktivkräfte…”
„…Denn diese Fähigkeit ist nicht von sich selbst gegeben, sondern erwächst historisch und erwächst nur aus den materiellen Bedingungen der großen kapitalistischen Produktion. Diese Eigenschaft besitzt am Anfang des Weges vom Kapitalismus zum Sozialismus nur das Proletariat.” (Ebenda: S. 249.)
Man vergleiche miteinander, wie Lenin und Lukács über die Übergangsperiode denken: für L. „nur” ein Augenblick – für Lenin: „eine sehr lange Sache“. Man vergleiche, was Lenin und was Lukács „nur” notwendig finden zum Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus ins „Reich der Freiheit”: L. „nur” den bewussten Willen des Proletariats, Lenin nur: „den Riesenschritt in der Entwicklung der Produktivkräfte”. Man vergleiche, wo Lenin und wo Lukács die bewegende Kraft zu allem diesen suchen: Lukács „nur“ im Bewusstsein, Lenin nur „in den materiellen Bedingungen der großen kapitalistischen Produktion”.
Der oberflächliche Kriegstheoretiker und Dialektiker Engels sprach ebenfalls eine andere Sprache:
„Wenn wir für die hereinbrechende Umwälzung der heutigen Verteilungsweise der Arbeitserzeugnisse, samt ihren schreienden Gegensätzen von Elend und Üppigkeit, Hungersnot und Schwelgerei keine bessere Sicherheit hätten als das Bewusstsein (! L. R.), dass diese Verteilungsweise ungerecht ist und das Recht doch einmal siegen muss – so wären wir übel dran und könnten lange warten … Wenn jetzt der Ruf nach Abschaffung der Klassengegensätze und Klassenunterschiede … ein millionenfaches Echo findet…. woher kommt das? Daher, dass die moderne große Industrie einerseits ein Proletariat, eine Klasse geschaffen hat, die zum ersten mal in der Geschichte die Forderung stellen kann der Abschaffung der Klassen überhaupt und die in die Lage versetzt ist, dass sie diese Forderung durchführen muss bei Strafe des Versinkens in chinesisches Kulitum. … In dieser handgreiflichen materiellen Tatsache, die sich den Köpfen der ausgebeuteten Proletarier mit unwiderstehlicher Notwendigkeit in mehr oder weniger klarer Gestalt aufdrängt – in ihr, nicht aber in den Vorstellungen dieses oder jenes Stubenhockers … begründet sich die Siegesgewissheit des modernen Sozialismus.” (Engels; Anti-Dühring S. 161–162.)
Also nicht das Bewusstsein, die „handgreiflichen materiellen Tatsachen“ sind es, worauf es „letzten Endes” ankommt! Diese Tatsachen sind es, welche sich den Köpfen der Proletarier „mit unwiderstehlicher Notwendigkeit” aufdrängen! Darin ist unsere Siegesgewissheit begründet, das Schicksal der Revolution hängt davon ab, dass das Proletariat „in die Lage versetzt ist, in chinesisches Kulitum“ zu versinken, wenn es von der Revolution abweicht! Und nicht „nur” vom bewussten Willen des Proletariats, nicht „nur” oder „letzthin” von der ideologischen Reife des Proletariats.
Das Klassenbewusstsein des Proletariats, seine ideologische Reife – ist eine sehr wichtige Sache in der Revolution. Kein Marxist wird das bestreiten oder hat eine Ursache, das zu leugnen. Wogegen gekämpft werden muss, weil es gefährlich gerade für den Befreiungskampf des Proletariats ist, ist die Anschauung, als wäre das Bewusstsein des Proletariats das einzige, was zum Sieg der Weltrevolution noch fehlt, als wäre die Weltrevolution nun nichts anderes mehr – als ein ideologisches Problem!
Dann haben doch die Sozialdemokraten mit ihrer Theorie recht, dass erst das Proletariat erzogen, gebildet werden muss, bevor die Revolution angefangen werden kann! Dann haben doch die Sozialdemokraten mit ihrer „Politik“ recht, wenn sie ihre einzige Tätigkeit auf eine „Bildungsarbeit” beschränken! Letzten Endes ist doch alles in der Welt eine Bewusstseinsfrage, besser gesagt: alles kann dazu gestempelt, umgedeutet werden. Gerade weil das Bewusstsein ein notwendiger Durchgangspunkt alles Materiellen beim Menschen ist, kann ich alles als einen Bewusstseinsinhalt des Menschen auffassen. Ebenso wie ich alles ins „Psychische” auflösen kann. Die Maschine, die Rohmaterialien, die Kapitalisten – alles ist nur eine Vorstellung in mir, ein Gedanke. Ebenso kann ich auch das ganze Problem der Revolution als ein ideologisches Problem, als ein Gedankenproblem, als eine – methodische Frage auffassen. Zweifellos ist aber jemand, der die Sache so auffasst – und Gen. L. fasst die Sache so auf! – ein idealistischer Philosoph, ein – um den Ausdruck Engels zu wiederholen – „Stubenhocker”. Ist er dazu noch ein Voluntarist, dann hängt ihm alles „nur” vom „bewussten Willen ab.
Nur ein idealistischer Philosoph kann sagen, dass die „Ideologie” des Proletariats „die Zielsetzung selbst und die Waffe selbst” ist (S. 83). Sie ist eine Waffe, aber nicht die Waffe selbst. Unter den Waffen figurieren noch so manche Sachen, die keine „Ideologie” sind, bis zum – bewaffneten Aufstand. Und was sollen wir zu solchen Feststellungen sagen, wie die folgende:
„Aus der Krise des Kapitalismus kann nur das Bewusstsein des Proletariats den Ausweg zeigen. Solange dieses Bewusstsein nicht da ist, bleibt die Krise permanent, kehrt zu ihrem Ausgangspunkte zurück, wiederholt die Situation, bis endlich … der Anschauungsunterricht der Geschichte den Bewusstseinsprozess im Proletariat vollendet und ihm damit die Führung der Geschichte in die Hände gibt.” (S. 88.)
Gerade umgekehrt, Gen. Philosoph! Sie stellen die Sachen entschieden auf den Kopf! Die Art der Krise bestimmt das Bewusstsein, nicht das Bewusstsein die Art der Krise! Verachten Sie den armen Engels nicht, der – ob zwar ein oberflächlicher Dialektiker und Kriegstheoretiker, ganz bestimmt aber ein guter Marxist war, und lassen Sie sich von ihm belehren:
„Die neuen Produktivkräfte sind der bürgerlichen Form ihrer Ausnützung bereits über den Kopf gewachsen; und dieser Konflikt zwischen Produktivkräften und Produktionsweise ist nicht ein in den Köpfen der Menschen entstandener Konflikt…, sondern er besteht in den Tatsachen, objektiv, außer uns, unabhängig vom Wollen oder Laufen selbst derjenigen Menschen, die ihn herbeigeführt. Der moderne Sozialismus ist weiter nichts als der Gedankenreflex dieses tatsächlichen Konflikts, seine ideelle Rückspiegelung in den Köpfen zunächst der Klasse, die direkt unter ihm leidet, der Arbeiterklasse.” (Engels: Anti-Dühring. S. 287.)
Also: nicht das Bewusstsein (= der Gedankenreflex, die ideelle Rückspiegelung) bestimmt die Krise, sondern die Krise („Konflikt” – sagt Engels) erzeugt den Gedankenreflex, die ideelle Rückspiegelung (= Bewusstsein).
Es ist eine wahre Sisyphusarbeit, immer wieder die Elemente des Marxismus wiederholen zu müssen. Und man beachte die schöne Perle, die hier wieder versteckt ist: Das Proletariat ist so glücklich, mit der Geschichte auf dem vertrautesten Fuße zu stehen, das Proletariat ist der ausgesprochene Liebling der Frau Geschichte. Die Geschichte gibt ihm ihre eigene Führung in die Hand. Um jede Liebe muss man aber buhlen, jede Liebe hat ihren Preis in dieser ach, so materiellen Welt. Erst als „der Bewusstseinsprozess in Proletariat vollendet ist” – erst dann bekommt es die Führung. Nun, dann können wir lange warten! Dann können die Kapitalisten noch lange ruhig schlafen! Die Frau Geschichte scheint doch sie zu bevorzugen. Und dann haben wieder die Sozialdemokraten mit ihrer konterrevolutionären Theorie und Politik recht. (Siehe S. 57.)
Bevor wir mit dieser ganzen „Theorie“ abschließen, noch eine „Kleinigkeit”. Auf Seite 90 des L.schen Buches lesen wir folgendes:
Hier (nämlich in den Feuerbach-Thesen Marx’. L. R.) wird wiederum die vom Materialismus erreichte Diesseitigkeit des Bewusstseins als eine bloße Stufe der Entwicklung, als die Stufe der »bürgerlichen Gesellschaft« erkannt und ihr (wem? L. R.) die »praktisch-kritische Tätigkeit«, das „Verändern der Welt” als Aufgabe des Bewusstseins gegenübergestellt.“
Hier wird auf die erste und elfte Feuerbach-These Marx‘ Bezug genommen, ob zwar auch etwas von der zweiten hineingemischt ist. Dieses Durcheinanderwürfen von Marx’ Gedanken ist nicht Zufall, geschieht mit Absicht, um aus ihnen, die materialistisch sind, die verwegensten idealistischen Konsequenzen ziehen zu können und den Sinn der Gedanken Marx’ in ihr gerades Gegenteil umzukehren!
In der ersten Feuerbach-These spricht Marx davon, dass Feuerbach die Bedeutung der „revolutionären”, der „praktisch kritischen Tätigkeit” nicht begriffen hat. Und in der elften davon, dass die Philosophen „die Welt nur verschieden interpretiert haben, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.”
Wo in aller Welt bezeichnet aber Marx diese „praktisch kritische Tätigkeit”, noch mehr: das „Verändern der Welt” als eine Aufgabe des Bewusstseins?
Nirgends in der Welt! Das stände doch im direkten, schreiendsten Gegensatz zum historischen Materialismus! Man mag die Thesen Marx’ über Feuerbach drehen und wenden, man wird davon, was Gen. L. hier behauptet, dass das „Verändern der Welt eine Aufgabe des Bewusstseins” ist, kein Sterbenswörtlein finden!
Noch weniger aber davon, dass die „Diesseitigkeit des Bewusstseins” als „eine bloße Stufe der Entwicklung, als die Stufe der ‘bürgerlichen Gesellschaft, erkannt” wird! Es wird doch hier die idealistische, einfach blödsinnige Schrulle behauptet, dass die „Diesseitigkeit des Bewusstseins“ nur für das Zeitalter der bürgerlichen Gesellschaft gilt und, weil sie „nur” eine „bloße Stufe der Entwicklung” ist, ebenso überwunden werden wird wie die bürgerliche Gesellschaft selbst! Das hätte Marx „erkannt”? Er hätte behauptet, dass das menschliche Bewusstsein jemals nicht diesseitig, sondern jenseitig, also (philosophisch-pedantisch ausgedrückt): transzendent, also übersinnlich sein wird?
Auf den ersten Blick ist es klar, dass hier die Gedanken Marx’ in ihr direktes Gegenteil verdreht werden. Wir haben ja schon in unserem ersten Artikel die zweite Feuerbach-These zitiert, wo der von L. direkt in sein Gegenteil verkehrte Gedanke Marx’ enthalten ist und den wir hier einfach wiederholen:
„Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muss der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen.”
Nicht das erste – und nicht das letzte – Marx-Zitat ist dies, das Gen. L. falsch „interpretiert”. So wie die Dinge, spiegelt sich auch Marx „eigenartig” im Kopfe der Menschen zurück. Ist jemand Idealist, so liest er sogar den Materialisten Marx idealistisch und macht sogar aus dem Materialismus und historischen Materialismus eine idealistische Schrulle.
Es ist sehr gelinde, wenn man auf so ein Verfahren nur mit dem Engelsschen Wort antwortet:
Den Marxismus und die Dialektik „in der Phrase anerkennen und sie in der Wirklichkeit im einzelnen auf jedem zur Untersuchung kommenden Gebiet durchführen – ist zweierlei.“ (Engels: L. Feuerbach, S. 39.)
Moskau, den 1. August 1924.
[1] Siehe S. 669. Arb. Lit. Nr. 10.
[2] Arbeiter-Literatur (Wien), Dezember 1924 (Jg. 1, Nr. 12.), 1064–1089. – der Hrsg.
[3] Ich kann nicht umhin, hier auf ein Zitat von Engels die Aufmerksamkeit des Lesers zu lenken, die die Meinung Lukács’, Marx hätte die Dialektik in der Natur nicht anerkannt, endgültig widerlegt, gleichzeitig aber auf die Ursache hinweist, nicht nur warum L. der Meinung ist, in der Natur gelte die Dialektik nicht, sondern auch, warum diese „Marxisten“ so sehr dem naturwissenschaftlichen Materialismus abgeneigt sind. Im Vorwort zur zweiten Ausgabe seines „Anti-Dühring“ sagt Engels:
„Marx und ich waren wohl ziemlich die einzigen, die aus der deutschen idealistischen Philosophie die bewusste Dialektik in die materialistische Auffassung der Natur und Geschichte hinübergerettet haben. Aber zu einer dialektischen und zugleich materialistischen Auffassung der Natur gehört Bekanntschaft mit der Mathematik und der Naturwissenschaft.“ (Von mir unterstrichen.)
Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich behaupte, dass bei den „Materialisten“ (unter ihnen auch bei L.) es gerade hier hapert, was bei dem heutigen Stand der Naturwissenschaft, wo sie anfängt durch und durch dialektisch zu werden – ein viel größerer Fehler ist als je.
Und zu diesen Worten von Engels fügt Plechanow folgende Bemerkung (gegen Bogdanow) hinzu:
„Wie Sie sehen, war in den Augen Engels’ die materialistische Erklärung der Natur ein ebensolcher unerlässlicher Teil der richtigen Weltauffassung, wie die materialistische Erklärung der Geschichte. Das vergessen sehr oft und sehr gern jene Leute, die zum Eklektizismus neigen, oder, was fast eins und dasselbe ist, zum theoretischen »Revisionismus«.“
[4] Der arme, nicht verstandene Mann!
[5] Dieses Manuskript ist durch Gen. Rjasanow vor kurzem veröffentlicht worden. Es liegt mir nur russisch vor und des halb musste ich den deutschen Text aus dem russischen selbst übersetzen. Daher stammt die Unbeholfenheit der Sprache.
[6] Gen. L. „bewertet“ Engels als oberflächlichen Dialektiker. Vielleicht anerkennt er ihn auch als Kriegstheoretiker nicht. Die Meinung der Marxisten ist bezüglich beider Gebiete eine andere!
[7] Trotzdem Gen. L. der Meinung ist, dass „dem historischen Materialismus“ gerade heute „eine entscheidende Rolle zu kommt“ – hält ihn das nicht zurück, diesen historischen Materialismus so zu „verbessern”, dass von ihm sehr wenig übrigbleibt. Nach seinen eigenen Worten ist das aber heute eine größere Sünde als je.